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#Gilenya: Erster toter Kunde am freien Markt?

ZÜRICH +++ Novartis untersucht nach eigenen Angaben, ob der Tod eines 59-jährigen Multiple-Sklerose-Patienten mit der Einnahme von Gilenya (Fingolimod) in Zusammenhang steht. Der Firmen-Propagandist erklärt: «Zum jetzigen Zeitpunkt ist die genaue Todesursache noch nicht festgestellt worden. Ein Zusammenhang mit Gilenya kann weder bestätigt noch ausgeschlossen werden»; via Handelsblatt.
Bereits 2008 wurden zwei Fälle von schwerwiegenden Infektionen (Windpocken/Herpes-Enzephalitis) unter Gilenya bekannt. Die Windpocken verliefen tödlich (PupMed).  Offensichtlich scheint, dass zwischen Gilenyas immunmodulatorischer Wirkung und dem Ausbruch opportunistischer Virusinfektionen ein Zusammenhang besteht. Der eindeutige Nachweis dürfte im Einzelfall allerdings schwierig zu erbringen sein.
Bei dem aktuellen Todesfall ist eine opportunistische Infektion eher unwahrscheinlich. Der Patient verstarb innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Gilenya-Dosis.
Hoffentlich entwickelt sich Gilenyas Risikoprofil besser als das von Tysabri. Überzeugt davon bin ich allerdings nicht. Trotzdem, ich werde neben der Tysabri/PML-Liste vorerst keine weitere Body-Count-Tabelle anlegen.  Vorerst.

Fingolimod: Abverkaufslyrik in der Badischen Zeitung?

Unter dem Titel Pille statt Pikser gibt’s heute in der Badischen Zeitung eine hübsche Lobpreisung für das in Tablettenform gepresste Pilzgift Fingolimod aus dem Hause Novartis zu lesen.
By the way, Herr Jatkowski (Autor): Tysabri verlor zwar im Februar 2005 kurzfristig die Marktzulassung, ist aber seit Mitte 2006 wieder im Handel erhältlich.
[Der MS-Reporter wundert sich auch.]

Gilenya – herstellersubventionierter Absatz in den USA

Novartis zahlt Gilenya-Patienten in den USA den Selbstbehalt in Höhe von mehreren tausend Dollar, um Marktanteile zu gewinnen. Für Unversicherte und Unterversicherte läuft darüber hinaus ein zusätzliches Programm. Für amerikanische Patienten ist Gilenya so, im Gegensatz zu den älteren Therapien, praktisch gratis verfügbar. Für die Krankenversicherer wird’s dafür aber teurer: Nach Unternehmensangaben verkauft Novartis den Jahresbedarf eines Patienten für rund 48.000 US-Dollar an den Großhandel, alte Therapien liegen eher bei 30.000 US-Dollar im Jahr; via nzz.
Eine clevere Marketingstrategie mit sozialer Nebenwirkung: Die privaten Krankenversicherungen finanzieren armen Patienten über den Produktpreis die Therapie. Mein Vorschlag für Länder mit gesetzlicher KV: Liebe Novartussis, überweist uns einfach eine jährliche Kickback-Zahlung aufs Schweizer Nummernkonto. Eure Umsätze explodieren und der Bankenplatz Zürich profitiert – ab 9.000 US-Dollar bin ich dabei.