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#Wurmeier, salzig im Abgang mit einer Note von toter Maus

MÜNCHEN +++ Neues von der Wurmkur, (Myelounge berichtete): Die orale Gabe von Eiern des Schweinepeitschenwurms (Trichuris suis) führt über drei Monate zu einer Reduktion von entzündlichen Läsionen im Zentralen Nervensystem von MS-Patienten. Das haben US-Forscher in einer Phase I-Pilotstudie nachgewiesen; via Kompetenznetz-MS.
Prof. Dr. Ralf Gold rät selbstverständlich vom Selbstversuch ab, denn: «all dies lässt uns im modernen Industriezeitalter zögern, einen solchen Therapieversuch bei MS mit ruhigem Gewissen zu empfehlen. Moderne MS-Medikamente erfordern zwar Sicherheitsmaßnahmen und sind hochpreisig, aber wahrscheinlich in vielen Aspekten diesem Ansatz überlegen.»
Es gibt nur drei Aspekte, Herr Gold: Wirkung, Nebenwirkung und Preis.
[Appendix] Erstmalig kam mir die Idee 2002 beim Schauen einer BBC-Doku über die biochemischen Tricks der Parasiten. Im Januar 2007 geisterte die Meldung von der etwas anderen Wurmkur gegen MS dann tatsächlich durch die Medien – die Chefarztfrau berichtete. Ein parr Monate war Ruhe. Schließlich fand sich das Thema in einer Meldung der Financial Times Deutschland im März 2008 wieder – also habe ich recherchiert: Die Medizin kommt auf den Wurm.
Aber ob die Wurmkur Sinn macht? Abwarten. Allerdings dienen natürlich Gifte, Pilze (Gilenya) und dergleichen immer öfter als Vorlage für die Medikamentenentwicklung. Die Evolution hatte halt ein paar hundert Million Jahre mehr Zeit ihre Wirkstoffe durch Mutation zu optimieren.

PS: Die Reaktionen im DMSG-Forum sind schon seltsam: Gerne wird über die nagetierbasierte Mainstream-Forschung geklagt – aber werden exotischere Ideen naturwissenschaftlich überprüft, ist’s auch nicht recht. Scheiß Balkenatrophie.

Disclosure: Der Autor ist Schweinezüchter.

Tysabri & PML – der Stand der Dinge

Seit 2005 sind unter Tysabri 58 PML-Fälle aufgetreten. 12 der Erkrankungen verliefen tödlich. Nach den epidemiologischen Daten liegt ein zeitabhängiges Expositionsrisiko vor. Es liegt bei einer Behandlungsdauer von unter 12 Monaten bei quasi null, ist zwischen 12 und 24 Monaten vor allem für chemotherapeutisch vorbehandelte Patienten relevant und steigt ab 24 Monaten auf etwa 1 zu 700. Darüber hinaus sind die Daten statistisch noch zu unscharf, um von einem Plateau oder einem weiteren zeitabhängigen Anstieg zu sprechen.

Für Biogen Idec ist es daher von drängender Wichtigkeit, sowohl die Behandlungsmethoden der PML zu optimieren, als auch zuverlässige Surrogatmarker zu entwickeln, um pml-gefährdete Patienten vor Ausbruch der Erkrankung zu identifizieren. Nur so kann das Unternehmen seine Tysabri-Umsätze langfristig behaupten und weiterentwickeln.
Man sollte also meinen, die dazu notwendigen Forschungsaufwendungen würden vollständig von Biogen Idec getragen. Immerhin weist die Bilanz für das Jahr 2009 einen Gewinn von 970,1 Millionen US-Dollar aus. Aber weit gefehlt, das deutsche Ministerium für Bildung und Forschung spendiert dem amerikanischen Biotech-Unternehmen mal eben 933.070 Euro, damit an der Neurologischen Klinik der Ruhr Universität Bochum an oben genannten Fragestellungen geforscht werden kann (Förderkennzeichen 01GI0914).
Eine Gewinnbeteiligung wird dem deutschen Steuerzahler im Erfolgsfall aber selbst- verstndlich nicht in Aussicht gestellt. So viel freie Marktwirtschaft muss dann doch sein.

[Quelle: Risikomanagement der Therapie-assoziierten Progressiven Multifokalen Leukenze- phalopathie]

Fingolimod als Basistherapeutikum ungeeignet

Obwohl nach Studienlage der Standardmedikation mit Interferon beta-1 deutlich überlegen, ist Fingolimod nur mit Vorsicht zu genießen: Während der Studien kam es nicht nur zu zwei tödlich verlaufenden Herpes-Infektionen, einige Probanden erkrankten auch an Herz- rhythmusstörungen, Makulaödemen und Hautkrebs. Die Professoren Gold und Martin raten daher zur Vorsicht; via doc-check.