Archiv der Kategorie: sozial:medizinisch

#Pharmaindustrie: Organisierte Kriminalität?

+++ Der Schweizer Blog Patientensicht.ch hat eine Zusammenstellung der von der US-Justiz gegen Pharmaunternehmen verhängten Bußen erstellt: Fehlverhalten und Justizfälle
Strafen in Milliardenhöhe scheinen keine nachhaltige Wirkung auf die Verantwortlichen in den USA zu zeitigen. Ob vielleicht ein Schnupperaufenthalt in Guantanamo eine erfolgreiche Resozialisierung der betroffenen CEOs und Aufsichtsräte fördern könnte?
Keine Sorge, selbstverständlich agiert die selbe Branche in Europa nach allerhöchsten ethischen Standards und so.

#GKV-Überschuss: Alles muss raus, aber schnell.

BERLIN +++ Wir erinnern uns: 2009 prognostizierte der Herr Doktor Rösler dem sozialistischen Gesundheitsfonds ein freierfundenes Defizit von 11 Milliarden Euro. Doch die Patientenschaft verweigerte sich und sparte statt dessen eine Reserve von bis zu 14 Milliarden Euro an. Eine 25-Milliarden-Euro-Fehldiagnose. Tragisch.
Aber egal, die schwarzgelben Spezialexperten für zyklische Politik wissen Abhilfe. Sie müssen sich nur noch einigen, wessen Klientel sie unser Geld schenken – damit die GKV auch in der nächsten völlig unvorhersehbaren Konjunktureintrübung wieder zum Schmarotzer erklärt werden kann.
Tit for tat: Wie wär’s denn jetzt mit einer Rückerstattung der Mehrwertsteuersubvention des Bundeshaushalts an die GKV-Versicherten?

#Gesundheitsreformation: Marktkonforme Win-Win-Situation

BERLIN +++ Der geschäftsführende Vorstand des AOK-Bundesverbandes, Uwe Deh wagte es jüngst, die Forderung der Union nach einer Absenkung des Apothekenabschlages und eine ‚Reform’ des AMNOG ab 2013 als Wahlgeschenk zu bezeichnen.
Der Affront konnte selbstverständlich nicht ungestraft bleiben. Spezialexpertenhornbrillenträger Jens Spahn erklärt also dem Herrn Deh in einem netten Brief: «Wenn Ihre Äußerung so zu verstehen ist, dass Sie das Wegfallen der Begrenzung der Entwicklung der Verwaltungskosten (…) ab dem Jahr 2013 als ‚Geschenk an die Kassen‘ verstehen, das eigentlich nicht nötig wäre, sind wir gerne bereit, dies gesetzgeberisch aufzugreifen.»
Was sich zunächst wie eine Drohung liest, weist tatsächlich einen Weg aus der Konfrontation: CDU/CSU, FDP, Apotheker und Pharmas kriegen ihre Wahlgeschenke und die Kassenvorstände dürfen ihre Bezüge wieder erhöhen. Da freut sich dann sogar Standard & Poors.

#ACTA ad acta legen, aber schnell!

… Sonst sind auch pharmaunabhängige Foren, Chats, Videos, Facebook-Gruppen, GoogePlus-Einträge und Blogs zur MS demnächst Geschichte:

Detailiertere Infos gibt’s bei der Opalkatze.
Eine europaweite Petition gegen diesen antidemokratischen Terror hat AVAAZ.org initiiert: [Zeichnungsbefehl – Ausführung!]

#Praxisgebühr: Demnächst fünf Euro Handschüttelgebühr pro Arztkontakt?

+++ In der Debatte um eine Abschaffung der Praxisgebühr hat sich der Patientenbeauftragte der Regierung, Wolfgang Zöller (CSU), für eine andere Form der Kostenbeteiligung der Patienten ausgesprochen. «Die Praxisgebühr hat ihre Steuerungsfunktion verloren, wenn sie sie je gehabt hat», sagte Zöller der Frankfurter Rundschau (Dienstag); via journalMED.
Noch sprechen sie es nicht öffentlich aus, aber das Ziel unseres Finanzexpertenregimes ist die Handschüttelgebühr. Wenn ihr in Zukunft die MRSA-keimverseuchte Hand eines Gewerbesteuerfreiberuflers schütteln wollt, kostet das euch fünf Euro und etwas Desinfektionsmittel.

zu teuer

+++  Auf die Schnelle, ihr könnt ja Englisch: Study says MS drugs from Biogen, Bayer too expensive in US. Biogen Idec Inc. and Bayer AG would have to cut the price of their multiple sclerosis drugs by at least two-thirds in the United States to make them cost effective at boosting quality of life, a study found; via Boston Globe.
Dazu auch: Neurology, New York Times, Bloomberg, Reuters

#Amantadin nur noch auf Privatrezept

BERLIN +++ Der Gemeinsame Bundesausschuss gibt bekannt: Amantadin ist zur Behandlung des ms-bedingten Fatigue-Syndroms für GKV-Patienten nicht mehr erstattungsfähig. Die vorliegenden Studien erreichen nicht den zur Kostenübernahme notwendigen Evidenzgrad. Off-Label-User sind in Zukunft Selbstzahler.
Nach Datenlage erscheint die Entscheidung angemessen. Trotzdem hinterlässt sie bei mir ein ungutes Gefühl. Womöglich gibt es ja doch auch sozioökonomisch gehandicapte Patienten, die bis dato von Amantadin profitieren konnten? Und die Schläferratten werden jetzt auf Vogelgrippe umsimulieren müssen.