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Pharmakologisches Waterboarding

Das Malaria-Medikament Mefloquin dürfte einigen von uns schon in unschönem Zusammenhang bekannt sein. Das Mittel wird versuchsweise bei der Behandlung der PML eingesetzt (myelounge 24.03.2009).
Jetzt berichtet die süddeutsche-zeitung über eine weitere Mefloquin-Indikation: Das Zeug kann Albträume, Aggressivität, Halluzinationen, Panik, Psychosen und Angst auslösen und ist somit als Zwangsmedikation für Terrorverdächtige in Guantanamo eine echte Hafterleichterung.
Ja, so verliert man Kriege – auch den gegen den Terror. Erbärmlich.

mittig achtsam

BERLIN Ohmygod, nach Herrn Sarrazin ist jetzt auch noch die Meditation in der Mitte der Gesellschaft angelangt – nämlich im edlen Atrium der Deutschen Bank. Dort haben am vergangenen Wochenende ein gutes Dutzend, laut Christian Weber zum Teil hochkarätige Forscher einen Kongress unter dem Titel Meditation und Wissenschaft abhalten dürfen. Sehr zum Leidwesen der anwesenden Deutschbanker warnten die Forscher jedoch vor Erlösungsphantasien; via süddeutsche-zeitung.

Nichts gegen ein paar funktional-mrt-geprüfte Psychotechniken zur Alltagsbewältigung, aber der huldvolle Ton ihres Artikels ist widerlich, Herr Weber. Der Duktus erinnert ein wenig an die Wundersalbenposse des SZ-Kollegen Werner Bartens.

PS: «(…) bei dem wächst die Graue Substanz in den Gehirnregionen, die für die Repräsentation des gefühlten Leibes zuständig sind.» Har har, das ist gewiss die richtige Meditation für Leute mit neuropatischen Schmerzen, amoklaufendem Babinski-Reflex oder einer Spastik.

Kein Mitleid¹ mit den Mitleidigen

Was egozentrisch auf ihre eigenen Wehwehchen fixierte Patienten nicht ahnen: Bei Medizinern, insbesondere den Frauen unter ihnen, ist die Häufigkeit von Selbsttötungen erschreckend hoch. So nehmen sich Ärzte bis zu sechsmal so häufig das Leben wie Menschen in anderen Berufen. Gerade chronisch Kranke treiben ihre Ärzte mit Informationen aus dem I-Netz in den Wahnsinn. Wer etwa seine Neurologin biologisch abwickeln möchte, dem sei die CCSVI anempfohlen.
1 Der Unglückliche gewinnt eine Art von Lust in diesem Gefühl der Überlegenheit, welches das Bezeugen des Mitleides ihm zum Bewusstsein bringt; seine Einbildung erhebt sich, er ist immer noch wichtig genug, um der Welt Schmerzen zu machen. Somit ist der Durst nach Mitleid ein Durst nach Selbstgenuss, und zwar auf Unkosten der Mitmenschen; es zeigt den Menschen in der ganzen Rücksichtslosigkeit seines eigensten lieben Selbst. (Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches)

deprimierend

public domainLOS ANGELES Jetzt ist es raus: Depressionen werden bei MS-Patienten gar nicht durch miese Zukunftsaussichten, zunehmende Behinderung, dilettantisch behandelte Schmerzen, Arbeitslosigkeit, Armutsrenten oder Interferon-Nebenwirkungen und schlechtes Wetter verursacht. Nö, der Schrumpf-Hippocampus ist das Problem. Der Rest ist Einbildung. Das zumindest legen die aktuellen Ergebnisse einer us-amerikanischen Studie nahe: Brain atrophy responsible for MS depression.
[Bild: Hippocampus, Zeichnung von Camillo Golgi; via wikipedia]

Palexia® kommt mir nicht ins Haus!

Fehlbildung durch den von Gr�nenthal entwickelten Wirkstoff Thalidomid (public domain)+++ Der Conterganhersteller Grünenthal erhält die Marktzulassung für Palexia®. Der neue Opioid-Rezeptor-Agonist und Noradrenalin-Wiederaufnahme- hemmer Tapentadol soll gegen starke chronische Schmerzen eingesetzt werden. Neben der Schmerzleitung beeinflusst der Stoff auch die emotionale Qualität der Schmerzwahrnehmung. Ein analgetisches Antidepressivum?

Ãœbrigens: Von Grünenthal lasse ich mir erst was verschreiben, wenn die feine Gesellschaft vollständig an die Contergan-Opfer übereignet ist – also nie.

Streichelmedizin

TAIWAN Wissenschaftler befürchten, dass ausgerechnet billige Massagen gegen Depressionen helfen. Klar, das ist doof, wenn man/frau Pharmaaktionär ist oder der Masseur stinkt. Unklar bleibt den National- chinesen auch, wie dieser pharmakologisch unerwünschte Nebeneffekt überhaupt entstehen kann.
Vermutlich dürften tantrische Massagen für besonders viel depressionsfeindliche Neurotransmitter sorgen. Dabei fließt das Qxytocin-Yin irgendwo im Stirn-Chakra mit dem Serotonin-Yang zusammen und hellt die Aura sodann bis ans Wurzel-Chakra auf.

Skepsis, die Wurzel allen Übels – nur ein hirnorganischer Defekt

Wenn Neurologen nicht mehr weiter wissen, oder sie von zeitweise scharfsinnigen Patienten in die Enge getrieben werden, holen sie je nach Charakter mal früher, mal später die Keule mit dem hirnorganischen Dingenskirchen aus der Schublade … (Fritzens und unser aller G-Punk; via dmsg-forum) Mal schauen, was die Neuropathologin unseres Vertrauens aus der Schublade zieht: Weiterlesen