Archiv der Kategorie: Beforschung

#DMSG: Produktivität des ärztlichen Beirats nach h-Index

+++ Wie produktiv und einflussreich ist die Kurie des deutschen MS-Vatikans in der Wissenschaft, fragt sich gewiss nicht nur das Schweizer Blog Patientensicht und präsentiert eine Auswertung der Publikationen und Zitationen der Mitglieder des Vorstandes des Ärztlichen Beirates der DMSG nach Hirschfaktor (h-Index).
Wie die Ergebnisse im Detail zu interpretieren sind, bleibt freilich offen, aber immerhin besteht jetzt die Möglichkeit, die Herren der Leitlinien unter sportiven Aspekten miteinander in Konkurrenz zu setzten. Ist ja auch schön.
Tabellenführer ist derzeit übrigens Hans-Peter Hartung (h 75) von der Heinrich-Heine Universität zu Düsseldorf. Gratulation – wozu auch immer.

#CCL21 tut weh

FREIBURG +++ Forscher identifizieren den Entzündungsfaktor CCL21 als Auslöser neuro- pathischer Schmerzen nach Verletzungen des peripheren Nervensystems. Über die Schmerzentstehung nach Schädigungen des zentralen Nervensystems sagen sie nichts, schade; via DocChek.
By the way: Ein wenig bekannter Effekt von Opioiden ist die Unterdrückung der Immunantwort, indem die Steroidfreisetzung gesteigert, die Aktivität natürlicher Killerzellen reduziert und die Produktion verschiedener Antikörper vermindert wird; via Ärzte Zeitung.

Diagnose per Mikro-RNA-Bluttest?

+++ Deutsche Forscher entwickeln ein labormedizinisches Diagnoseverfahren, das es in Zukunft ermöglichen soll, Krankheiten durch einen genetischen Fingerabdruck in der Mikro-RNA frühzeitig zu identifizieren. Bei 14 teils schweren Krankheiten gelingt ihnen das bereits heute recht zuverlässig – darunter auch Multiple Sklerose; via Welt und Ärzteblatt.
[Nature Methods: Toward the blood-borne miRNome of human diseases
Bisher handelt es sich noch um Grundlagenforschung. Wann das Verfahren in die klinische Praxis kommt, ist also noch völlig offen. Die privaten Kranken- und Lebensversicherer warten derweil ungeduldig.

#Fatique auf der Magnetfeldmatte

DRESDEN +++ Ärzte-Zeitung: Professor Piatkowski und seine Kollegen arbeiten mit der Bemer-Magnetfeldtherapie. Hierbei werden schwache, niedrigfrequente gepulste elektromagnetische Felder durch flexible, flache elektrische Spulen erzeugt. Eine Steuerungseinheit übermittelt ein spezielles, mehrdimensionales Signalgefüge etwa an eine Matte …. Alles klar? Nö, dann hier lang »

#Multiple Sklerose ist eine Erkrankung des Immunsystems

+++ Die weltweit bisher größte MS-Genomstudie (Abstract) belegt: Die MS ist keine stressbedingte, psychosomatische, toxikologische oder gar venöse Erkrankung. Sie ist eine durch die Kombination von genetischen und umweltbedingten Risikofaktoren ausgelöste Störung des Immunsystems; via Informationsdienst-Wissenschaft.
Ach so.

#Wurmeier, salzig im Abgang mit einer Note von toter Maus

MÜNCHEN +++ Neues von der Wurmkur, (Myelounge berichtete): Die orale Gabe von Eiern des Schweinepeitschenwurms (Trichuris suis) führt über drei Monate zu einer Reduktion von entzündlichen Läsionen im Zentralen Nervensystem von MS-Patienten. Das haben US-Forscher in einer Phase I-Pilotstudie nachgewiesen; via Kompetenznetz-MS.
Prof. Dr. Ralf Gold rät selbstverständlich vom Selbstversuch ab, denn: «all dies lässt uns im modernen Industriezeitalter zögern, einen solchen Therapieversuch bei MS mit ruhigem Gewissen zu empfehlen. Moderne MS-Medikamente erfordern zwar Sicherheitsmaßnahmen und sind hochpreisig, aber wahrscheinlich in vielen Aspekten diesem Ansatz überlegen.»
Es gibt nur drei Aspekte, Herr Gold: Wirkung, Nebenwirkung und Preis.
[Appendix] Erstmalig kam mir die Idee 2002 beim Schauen einer BBC-Doku über die biochemischen Tricks der Parasiten. Im Januar 2007 geisterte die Meldung von der etwas anderen Wurmkur gegen MS dann tatsächlich durch die Medien – die Chefarztfrau berichtete. Ein parr Monate war Ruhe. Schließlich fand sich das Thema in einer Meldung der Financial Times Deutschland im März 2008 wieder – also habe ich recherchiert: Die Medizin kommt auf den Wurm.
Aber ob die Wurmkur Sinn macht? Abwarten. Allerdings dienen natürlich Gifte, Pilze (Gilenya) und dergleichen immer öfter als Vorlage für die Medikamentenentwicklung. Die Evolution hatte halt ein paar hundert Million Jahre mehr Zeit ihre Wirkstoffe durch Mutation zu optimieren.

PS: Die Reaktionen im DMSG-Forum sind schon seltsam: Gerne wird über die nagetierbasierte Mainstream-Forschung geklagt – aber werden exotischere Ideen naturwissenschaftlich überprüft, ist’s auch nicht recht. Scheiß Balkenatrophie.

Disclosure: Der Autor ist Schweinezüchter.