Schlagwort-Archive: Kausale Therapieansätze

#CCSVI am Ende, das Geschäft geht weiter

ECTRIMS +++ Mehr als ein Dutzend aktuelle Studien konnten ZambonisTheorie von der venösen MS nicht erhärten; via Ärzte-Zeitung.
Leider ist trotzdem nicht davon auszugehen, dass die venöse Abzocke (24. November 2009) damit endlich ein Ende findet, denn das Netz ist voll von euphorischen ‚Patientenberichten’. Vermutlich werden also gewisse ‚Frankfurter Institute’ noch jahrelang zahlende Kundschaft finden.
[CCSVI-Story in der Myelounge]

#Wurmkuren gegen MS bisher nur mit dezenter Wirkung?

+++ DocCheckNews hat einen informativen Artikel mit Links und Hintergrundinformationen zum Thema Wurm-Therapien onlinegestellt: Multiple Sklerose: Würmchen, heile mich.
Wichtig: Seit meinem ersten Blogeintrag aus dem März 2008 erreichen mich immer wieder sehr emotionale E-Mail-Anfragen nach Schweinepeitschenwürmern. Leute, eure Erwartungen müssen realistisch bleiben. Die Behandlung erwies sich in den Studien zwar bisher als gut verträglich und im Vergleich zu CRAB* als relativ preiswert, nach Datenlage hielt sich dafür aber auch der therapeutische Effekt in engen Grenzen. Zu Euphorie besteht kein Grund.
(*gemeint sind die Basistherapeutika Copaxone, Rebif, Avonex und  Betaferon)

US-Studie: MS-Basistherapien sind brutalst überteuert

Die durch immunmodifizierende Medikamente seit den 1990er Jahren erzielten Fortschritte in der MS-Therapie werden zu einem sehr hohen Preis erkauft, befindet eine heute in der Nervenärztepostille Neurology veröffentlichte Studie der University of Rochester. Weiterlesen

#Wurmeier, salzig im Abgang mit einer Note von toter Maus

MÜNCHEN +++ Neues von der Wurmkur, (Myelounge berichtete): Die orale Gabe von Eiern des Schweinepeitschenwurms (Trichuris suis) führt über drei Monate zu einer Reduktion von entzündlichen Läsionen im Zentralen Nervensystem von MS-Patienten. Das haben US-Forscher in einer Phase I-Pilotstudie nachgewiesen; via Kompetenznetz-MS.
Prof. Dr. Ralf Gold rät selbstverständlich vom Selbstversuch ab, denn: «all dies lässt uns im modernen Industriezeitalter zögern, einen solchen Therapieversuch bei MS mit ruhigem Gewissen zu empfehlen. Moderne MS-Medikamente erfordern zwar Sicherheitsmaßnahmen und sind hochpreisig, aber wahrscheinlich in vielen Aspekten diesem Ansatz überlegen.»
Es gibt nur drei Aspekte, Herr Gold: Wirkung, Nebenwirkung und Preis.
[Appendix] Erstmalig kam mir die Idee 2002 beim Schauen einer BBC-Doku über die biochemischen Tricks der Parasiten. Im Januar 2007 geisterte die Meldung von der etwas anderen Wurmkur gegen MS dann tatsächlich durch die Medien – die Chefarztfrau berichtete. Ein parr Monate war Ruhe. Schließlich fand sich das Thema in einer Meldung der Financial Times Deutschland im März 2008 wieder – also habe ich recherchiert: Die Medizin kommt auf den Wurm.
Aber ob die Wurmkur Sinn macht? Abwarten. Allerdings dienen natürlich Gifte, Pilze (Gilenya) und dergleichen immer öfter als Vorlage für die Medikamentenentwicklung. Die Evolution hatte halt ein paar hundert Million Jahre mehr Zeit ihre Wirkstoffe durch Mutation zu optimieren.

PS: Die Reaktionen im DMSG-Forum sind schon seltsam: Gerne wird über die nagetierbasierte Mainstream-Forschung geklagt – aber werden exotischere Ideen naturwissenschaftlich überprüft, ist’s auch nicht recht. Scheiß Balkenatrophie.

Disclosure: Der Autor ist Schweinezüchter.

#Alemtuzumab: positive Ergebnisse für Phase-III-Studie

PARIS (dpa-AFX) Laut Sanofi-Aventis bewirkt die Behandlung mit Alemtuzumab (MabCampath) eine Reduktion der Schubfrequenz um 55 Prozent im Vergleich zu Rebif. Das Unternehmen rechnet mit der EU-Marktzulassung Anfang 2012. Mehr Infos zur Studie CARE-MS I waren den Börsentickern zur Stunde noch nicht zu entlocken. Die Börsenexperten halten Alemtuzumab jedenfalls für keine ernsthafte Konkurrenz zu Novartis Konkurrenzprodukt. Gilenya sollte einen Spitzenumsatz von 3,5 Milliarden Dollar pro Jahr erzielen können. Wir werden es erleben – oder eben auch nicht.
[Update] Die Amsel wird etwas detaillierter: Gespannt sein darf man auf die Daten von „CARE-MS II“. Die Ergebnisse werden im vierten Quartal 2011 bekannt gegeben. Hier setzen sich die Studienteilnehmer vor allem aus Patienten zusammen, bei denen andere MS-Therapien bislang keine ausreichende Wirkung gezeigt haben, also vermutlich ältere Patienten mit einer längeren Krankheitsgeschichte und stärkerer Behinderungszunahme als in der ersten Studie.

Neues vom T-Zell-Impfstoff Tovaxin

HONOLULU Auf dem jährlichen AAN-Meeting hat Opexa Therapeutics Inc. neue Studiendaten (Phase-IIb) zum T-Zell-Impfstoff Tovaxin vorgestellt.
Demnach reagierten gerade Studienteilnehmer ohne immunmodulatorische oder -suppressive Vorbehandlung bisher besonders gut auf Tovaxin. Der Impfstoff senkte ihre jährliche Schubrate gegenüber Placebo um 64 Prozent. Auch ein Jahr nach der Therapie waren noch 76 Prozent der Probanden schubfrei (Placebo 60 Prozent); via business-wire.
Der Wirkstoff wird aus den autoreaktiven T–Zellen der Patienten gewonnen. Die entnommenen Zellen werden durch Bestrahlung abgeschwächt und dann subkutan zurückinjiziert. So wird eine Immunreaktion gegen die T-Zellen ausgelöst, die unser Myelin attackieren. Eine Phase-III-Studie soll noch in diesem Jahr beginnen.
Die Impfung gegen myelinfressende T-Rex-Zellen ist ein verblüffend einfaches Konzept. Bisher warnte die Wissenschaft aber vor allzu großen Erwartungen (DMSG: Vorbeugende Impfung frühestens in zehn Jahren).
Womöglich kommt die Therapie jetzt aber doch ein paar Jahre früher als erwartet. Eine wirksame und nebenwirkungsarme Alternative zu den CRABs wäre gerade in der Frühtherapie dringend nötig.
Oh ihr segensreichen Selbstheilungskräfte des freien Marktes, so  tut nun eure Wunder. Schnell.