MS-Medikamente im Arzneimittel-Report 2010 der Barmer GEK

BERLIN Am Mittwoch hat die mit 8,5 Millionen Versicherten größte gesetzliche Krankenversicherung ihren Arzneimittel-Report 2010 veröffentlicht. MS-Therapeutika dominieren das Ausgabevolumen weiterhin mit. Und Tysabri hat noch viel Luft nach oben:

Medikament Ausgaben in Euro Änderung zum Vorjahr #
Rebif (Interferon beta-1a) 44.023.324 Euro 13,73 Prozent 3
Copaxone (Glatirameracetat) 38.253.492 Euro 23,73 Prozent 4
Avonex (Interferon beta-1a) 36.997.742 Euro 12,00 Prozent 5
Betaferon (Interferon beta-1b) 34.143.966 Euro -2,53 Prozent 7
Tysabri (Natalizumab) 3.095.204 Euro 27,97 Prozent ?
Teamergebnis: 156,51 Millionen Euro
(# Platzierung)

Quelle: Barmer GEK Pressemitteilungen, Arzneimittel-Report 2010

6 Gedanken zu „MS-Medikamente im Arzneimittel-Report 2010 der Barmer GEK

  1. Pit

    Die Ausgaben sind schon pro Jahr gesehen oder?
    Kann das denn sein?
    Haben die sich bei tys nicht um eine Null vertan?

    Mal nachrechnen, ich runde mal, dann gehts schneller:
    3.100.000 Gesamtkosten
    ./. 2.500 pro Dosis macht 1240 Dosen
    ./. 12 Monate macht ca. 103 Patienten/Jahr

    Mit 8 Millionen Versicherten versorgt die Barmer GEK 10% aller Bundesbürger. Der Einfachheit halber sehe ich mal alle Bundesbürger als Versicherte an.

    Rechnet man das auf die anderen Kassen und alle Versicherten hoch, kommt eine Gesamtzahl von 1.030 tys Patienten raus.

    Bei 30 Millionen Kosten käme man auf 10.000 tys Patienten.
    Das haut wohl eher hin.

    Bei Avonex komme ich hochgerechnet auf ca. 20.000 Anwender.
    Das passt schon eher.

    Mach ich irgendwo nen Rechen- oder Denkfehler?

    Merkwürdig …

  2. CS

    Moin Pit,

    nicht direkt einen Rechen- oder Denkfehler, aber du kannst nicht davon ausgehen, dass alle wirklich das ganze Jahr Tys bekommen haben und die Steigerungsrate ist schon nicht schlecht gewesen.

    Außerdem war unter Jüngeren, wozu viele MSler nun mal gehören, die Barmer eher als Nichtzahler bekannt und die GEK alleine gar nicht so riesig.

    Ich denke, wenn man sich z. B. die Zahlen der Techniker anschauen könnte, sähe es dort etwas anders aus.

  3. Alexander Otto

    @ Pit
    klar, es handelt sich um die Ausgaben im Jahr 2009.

    Auf Seite 181 des Reports sind die Kosten für Tysabri angegeben.

    Auf Seite 131: Laut Report konnten 4.047 (2008) Versicherte identifiziert werden, die an MS erkranktwaren (s.Tabelle 3.3. ). Dies entspricht 0,23 % (2004) bis 0,26 %
    (2008) der GEK-Population. ( …). Hochgerechnet bedeutet dies, dass 182.740 gesetzlichKrankenversicherte in Deutschland von MS betroffen sind. Damit liegen
    die Werte zur Häufigkeit über denen von Pugliatti et al. (2006)
    .

    Grüße
    Alex

  4. Pit

    hmmm, ist die Verteilung der medis in Deutschland denn so unterschiedlich zu den USA/ROW?

    Wenn ich die Zahlen gem. Barmer GEK ansehe, liegt auf Platz
    1. Rebif
    2. Copaxone
    3. Avonex
    4. Betaferon
    5. Tysabri

    Im Finanzbericht von biogen werden folgende Umsätze angegeben:
    1. Copaxone: 2,3 Milliarden
    2. Avonex: 2,2 Milliarden
    3. Rebif: 2,0 Milliarden
    4. Betaferon/Betaseron: 1,7 Milliarden
    5. Tysabri: 0,7 Milliarden

    Allerdings sind die Zahlen von 2008.
    Dass Rebif da so weit auseinander liegt verstehe ich nicht ganz. Scheint wohl in den USA/ROW nicht so der Renner und unser Liebling zu sein.

    Ich habe im Finanzbericht was sehr interessantes gefunden:

    Der Umsatz von Avonex lag 2009 in
    USA: 2,3 Milliarden
    ROW: 0,9 Milliarden

    Der Umsatz von Tysabri (nur der Teil von biogen ohne Elan) lag 2009 in
    USA: 231 Millionen
    ROW: 544 Millionen

    Selbst wenn ich einige wegrechne, die tys in den USA für lau bekommen, ist der Unterschied doch krass.
    Bzw. genau andersrum.
    Das sind dann bei tys vermutlich locker doppelt so viele Anwender außerhalb der USA.

    Die Hauptmärkte von beiden Medikamenten liegen laut biogen in USA, Deutschland, Frankreich und Italien.

    Kann sich jemand einen Reim draus machen?

    Gibt es die reports auch von anderen Versicherern?

    Die Hochrechnung der MS Population in D ist erstaunlich.
    Nun haben wir seit Jahren ein MS Register und gehen noch immer von 100 bis 120.000 Betroffenen aus. 120 oder 180.000 ist schon ein kleiner Unterschied.

    Greets
    Pit

  5. CS

    Zäumen wir das Pferd mal von hinten auf:

    Dem MS-Register traue ich nicht von 12 bis Mittag, dafür kenne ich viel zu viel die nicht mal einen Neurologen haben und auch niemals in diesem Register auftauchen werden.

    Ich gehe mal davon aus, dass die Biogen Zahlen in USD sind und da fängt das Problem schon an. Für die USA habe ich keinen verlässlichen Preis gefunden, die Zahlen reichen von $ 2.700 bis $ 3.500. Tys wird nur über spezielle Apotheken geliefert und die Preise hängen auch noch von der Versicherung des Patienten ab.
    In Deutschland ist das ja nicht viel einfacher, hier kennen wir zwar den Preis mit 2.426,72 €, aber da sind ja auch das Apothekenhonorar, der Großhandelsaufschlag, die Kosten des Zwischen- Über- und Drunterhändlers drin. Und dann kommt noch der Wechselkurs dazu wenn ich nur den Jahresdurchschnitt des Dollars nehme dann wären das für Tysabri $ 3.384,79.
    Wie soll ich aber bei so vielen Variablen auf eine verlässliche Patientenzahl kommen?

    Zum Rebif habe ich direkt keine Idee, vielleicht einfach nur eine deutsche Vorliebe.

  6. rdo

    Was ist z.B. mit Reimporten? Bei Tysabri mag es die so nicht geben, bei den anderen Medikamenten schon, was die Patientenzahlen aus Kosten noch weiter verschleiert.

    Nebenbei bemerkt, der Umstand, dass Firmen durch die Organisation von Reimporten trotz des entstehenden Logistikaufwands rentabel arbeiten und den Marktpreis deutlich unterbieten können, ist bezeichnend.

    Nein, es ist legitim, Verkaufspreise regional festzulegen, so wie man sie erzielen kann. Das ist Verkauf. In offensichtlicher Abwesenheit einer Selbstregulierung des Marktes bei bestimmten Präparaten allerdings wird die Notwendigkeit einer Regulierung „from top“ offensichtlich; in Anbetrracht der herstellerseitigen Mischkalkulation tut es ja eigentlich nicht not, dass wir aus unserem eigenen maroden Gesundheitssystem die Drogen anderswo finanzieren.

    Das koennte man auch mal dem Herren mit den Chermans, dessen Namen ich nu leider wieder vergessen habe, unter die Nase halten. 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.