#Tysabri – jetzt 667 PML-Erkrankungen

CAMBRIDGE +++ Biogen bestätigt zum 06. Juni 2016 29 neue PML-Erkrankungen. Die Gesamtzahl steigt damit auf 667 (664 MS & 3 CD).
Basierend auf den bekannten Daten zum 30. Mai 2016 beträgt das PML-Risiko jetzt 4,22 zu 1.000 (95% CI 3.91 to 4.55 per 1000 patients).
Die Sterberate der PML-Patienten beträgt derzeit etwa 23 Prozent. Zur genauen Zahl der Todesfälle macht das Unternehmen keine Angaben.
Seit der Marktzulassung wurden bis zum 31. März 2016 152.500 Patienten mit Tysabri behandelt.
[Eine Liste aller PML-Erkrankungen unter Tysabri-Therapie findet ihr hier →]

9 Gedanken zu „#Tysabri – jetzt 667 PML-Erkrankungen

  1. Wilfried

    Hallo,
    ich bin seit 2005 MS diagnostiziert. Nach Therapie mit Glatirameracetat und schwerem Schub in 2012 wurde ich auf Tysabri umgestellt. JC Antikörper waren zu der Zeit negativ.
    Seit 5 Wochen bin ich JC positiv, Titer Wert größer 3.0. Ich habe erst gestern noch eine Infusion Tysabri erhalten und fühle mich nicht gut. Ich überlege ob ich meinen behandelnden Arzt nicht um eine Liquoruntersuchung bitten sollte. Ich wäre dankbar für Euren Rat.

    Viele Grüße
    Wilfried

  2. Marie-Therese

    Hallo Wilfried,
    eindeutig Nein. Patienten, die JC-positiv sind und Tysabri nehmen sollen, alle 3 Monate MRT machen bzw. eine Alternative wählen, wenn es geht.
    Die LP bringt keinen Nutzen außer eine aktuelle PML zu diagnostizieren. Fällt sie negativ aus, kannst du morgen immer noch PML bekommen. Kontroll-MRTs sind da risikolos verglichen mit der LP.

  3. Birgit L.

    Guten Tag,

    ich möchte mich hier kurz melden und euch informieren, dass ich 13.12.2016 positiv auf PML getestet wurde.

    Ich heiße Birgit, bin 49 Jahre alt und komme aus Hamburg. Ich habe insgesamt 78 Tysabri Infusionen erhalten. Die letzte am 27.10.2016. Mit leichten Symptomen (Sensibilitätsstörungen im Gesicht rechts und Müdigkeit) bin ich erstmals am 20.10.2016 in der neurologischen Praxis vorstellig geworden. Am 22.09.2016 wurde erstmalig ein neuer, sehr kleiner Herd im Kleinhirn entdeckt; dieser hat sich dann im nachfolgenden MRT am 1.12.2016 sehr vergrößert, so dass am 5.12.2016 Liquor entnommen wurde. Das Ergebnis kam dann am 13.12.2016. Die Viruslast liegt bei 43 Kopien/ml. Mittlerweile sind die Symptome immer noch eher schwach: Koordinationsstörungen und Sensibilitätsstörungen in der linken Hand bzw. Fingerspitzen, Müdigkeit sowie immer mal wieder auftretende Sensibilitätsstörungen im Gesicht rechts, die kommen und gehen. Mein letzter JC Titer lag bei 3,14. Ich war von Beginn an JC positiv und hatte zum Schluss alle drei Monate ein MRT.

    Meine Erstdiagnose war 1986, ich bin habe zwei erwachsene Söhne, bin voll berufstätig und bisher habe ich nur wenig Beeinträchtigungen durch die MS.

    Ich war in der vergangenen Woche vom 14. bis 19.12. zur Plasmapherese in der Klinik. Diese wurde dreimal durchgeführt: Am Mitwoch, Freitag und Montag. Montagnachmittag wurde ich entlassen und bin nun wieder Zuhause.

    Ich warte nun auf die IRIS Reaktion und soll dann mit Cortison behandelt werden.

    Ich werde mich wieder hier melden, falls es Neues zu berichten gibt.
    LG und schöne Feiertage.
    Birgit

  4. Marie-Therese

    Danke Birgit dass du das teilst, ich hoffe es wendet sich alles zum Guten! Auch wenn es dir nun egal sein wird, hattest du L-Selektin bestimmen lassen zuvor und war der „gut/schlecht“?
    Es betrifft mich selbst, ich nehme Tys 6,5 Jahre mit höherem Titer als du zur Zeit, mit 3 Monats MRTs wie du…

  5. Birgit L.

    Hallo Marie-Therese,

    ja, ich hatte einen L-Selektin-Test und der war „gut“

    Mir geht es leider zunehmend schlechter. Ich hatte Freitag erneut ein MRT.
    Das MRT hat ergeben, dass der PML Herd ein kleines bisschen größer geworden ist, aber noch keine Immunreaktion stattgefunden hat.
    Meine linke Hand kann ich quasi nicht mehr benutzen, und auch mein linkes Bein habe ich nicht mehr unter Kontrolle. Mein Sehvermögen hat sich ebenfalls negativ verändert (evtl. Doppeltsehen nach links). Meine Sprache ist noch verwaschener geworden.

    Ich wünsche dir alles Gute!

  6. Marie-Therese

    Oh, danke dir, dass du antwortest.
    Es tut mir leid, dass es dir schlechter geht.

    Ich wünsche dir weiter von Herzen alles Gute.

    Deine Info ist sehr relevant für mich,

    wärst du so nett mir unter marie.jos@web.de zu antworten. Liebe Grüße M.T.

  7. Marie-Therese

    Liebe Birgit,
    in welchem Abstand hast du in der letzten Zeit Infusionen erhalten gehabt? Hast du verlängerte Intervalle von 8 Wochen gehabt oder Standardintervalle a 4 Wochen?

    Wie lange lag der gute L-Selektin-Wert zurück?

    Viele Grüße

  8. Birgit L.

    Hallo Marie-Therese,

    ich hatte einen Rythmus von 4 maximal 5 Wochen. Der Test war ganz am Anfang als sie auch angefangen haben JC abzunehmen. Das genaue Datum weiß ich nicht mehr. Danach ist das nie wieder getestet worden.

    Ich habe eben mal meine Geschichte für eine Facebookgruppe aufgschrieben und wollte sie auch mit euch teilen. Ich kopiere das nur mal stumpf hier rein; manche Formulierungen passen villeicht nicht zu 100%. Bitte dann einfach überlesen:

    Moin zusammen,
    ihr habt gestern das Thema Tysabri und PML hier besprochen und ob das hier kommuniziert werden soll und wie. Ich möchte mich hier auch noch mal kurz zu der Thematik melden. Dazu werde ich ein bisschen ausholen müssen. Was folgt, ist ein etwas längerer Text (okay….ein langer Text), in dem es auch um PML gehen wird. Wer davon nichts lesen möchte, klicke nun bitte weg.

    Ich habe seit meinem 19. Lebensjahr MS. Ich bin jetzt 49 Jahre alt. Nach vielen Jahren Rebif mit eher mäßigem Erfolg (mind. ein Schub pro Jahr) wurde ich vor über sechs Jahren auf Tysabri umgestellt. Ich hatte bisher, trotz der langen Erkrankungszeit, ein recht unbeschwertes Leben. Ich war bis vor kurzem voll berufstätig und habe zwei inzwischen erwachsene, wundervolle Söhne, die ich phasenweise allein groß gezogen habe. Mittlerweile bin seit über 8 Jahren wieder glücklich verheiratet. Meine Einschränkungen durch die MS hielten sich über die Jahre in Grenzen.

    Als ich mit Tysabri startete war ich bereits JC+ (Titer 3,14). Meine Ärzte wollten es trotzdem versuchen und ich auch. Nach zwei Jahren wurden meine Ängste vor einer PML immer größer, so dass ich mich entschied damit aufzuhören. Ich hatte dann in fünf Monaten drei schwere Schübe, so dass mir meine Ärzte rieten, mit Tysabri unter verstärkter Überwachung, weiter zumachen (alle drei Monate ein MRT) Was ich tat.

    Es ging mir über sechs Jahre unter Tysabri wunderbar. Ich hatte keine Schübe; keine Nebenwirkungen; kein einziger neuer Herd entstand. Ich fühlte mich „geheilt“. Ich empfand es als ein Wunderheilmittel, was es irgendwie ja auch ist.

    Dann plötzlich Ende September 2016 wurde ein neuer, sehr kleiner Herd im Kleinhirn entdeckt. Ich hatte wenig bis keine Symptome (Sensibilitätsstörungen im Gesicht rechts und Müdigkeit), die ich auf Stress im Job schob. Diese verschwanden nach kurzer Zeit wieder. Wohl deshalb nahm auch meine Neurologin diese nicht ernst.

    Am 27.10.2016 erhielt ich meine 78. und letzte Tysabri Infusion.

    Im nachfolgenden MRT Anfang Dezember 2016 hatte sich der Herd sehr vergrößert, so dass am 1.12.2016 Liquor entnommen wurde. Das Ergebnis kam dann am 13.12.2016 – positiv (43 Kopien/ml). Die Symptome waren zurück, aber immer noch eher schwach: Koordinationsstörungen und Sensibilitätsstörungen in der linken Hand bzw. Fingerspitzen, Müdigkeit sowie immer mal wieder auftretende Sensibilitätsstörungen im Gesicht rechts, die kamen und gingen.
    Ich erhielt stationär drei Plasmapheresen mit jeweils einem Abstand von ein/zwei Tagen (Plasmapherese, ein Tag Pause, Plasmapherese, zwei Tage Pause, Plasmapherese).
    Kurz vor Weihnachten wurde ich Nachhause entlassen. Es ging mir ganz gut.

    Über den Jahreswechsel verschlechterte sich mein Zustand quasi stündlich; am 3. Januar wurde ich wieder stationär im Krankenhaus aufgenommen. Ich konnte nun mittlerweile mein linkes Bein kaum bewegen, die linke Hand war taub und konnte nicht mehr zielgesteuert verwendet werden, ich hatte sehr starken Schwindel und Kopfschmerzen sowie doppelt sehen links. Eigenständiges Fortbewegen ging nur noch mit einem von diese Krankenhausunterarm-Rollatoren.
    Ich erhielt über sieben Tage jeweils 1 g Kortisoninfusionenen. Zusätzlich versuchen die Ärzte mein Immunsystem durch die Off-Label Verwendung von Maraviroc (Celsentri), ein für die Aidsbehandlung zugelassenem Medikament, positiv zu beeinflussen. Seit zwei Wochen bin ich nun wieder Zuhause. Wenn ich zurück blicke geht es mir heute besser als an dem Tag meiner Entlassung (11. Januar). Ich kann mich innerhalb unserer Wohnung relativ gut bewegen. Alle Symptome sind etwas besser geworden. Das Cortison wurde mittlerweile auf 75 mg/Tag reduziert; Maraviroc erhalte ich nach wie vor 2 x 600 mg pro Tag. Im letzten MRT von vorgestern, Montag, zeigen sich die PML Herde leicht rückläufig, die IRIS scheint derzeit überwunden. Es wird kein Kontrastmittel mehr angereichert. Nächstes MRT in 2 Wochen.

    Nun zum Thema von gestern: Christina Spelten hat mich von Beginn an durch aufbauende Nachrichten, aber auch ehrliche und kritische Informationen sowohl über PML im allgemeinen als auch durch die persönlichen Erfahrungen durch die Erkrankung von Andy, ihrem Mann, immer unterstützt. Ich bin ihr dafür sehr, sehr dankbar. Und klar möchte man manchmal nicht unbedingt die ganze Wahrheit hören. Das ist ja auch nicht immer einfach, damit fertig zu werden und jeder Mensch tickt anders.

    Wenn ihr mich heute fragt: Würdest du dich mit dem Wissen von heute noch mal für Tysabri entscheiden? Ich will ehrlich sein: Ich weiß es nicht. Es war ein tolles Gefühl, sich gesund zu fühlen. Allerdings gibt es eben diese eine, wirklich sehr schwerwiegende Nebenwirkung, die alles verändern kann. Und die Wahrscheinlichkeit ist eben nicht 1 zu 1.000.000 sondern lag in meinem Fall bei ungefähr 2 von 1.000. Und trotzdem habe ich mich sicher gefühlt und wirklich nicht damit gerechnet, dass es nun gerade mich treffen wird.

    Ich bin sehr dafür, dass sich jeder Patient/jede Patientin vor Beginn der Behandlung eingehend mit den möglichen Konsequenzen auseinander setzt und sich dann bewusst dafür oder dagegen entscheidet. Für einen solchen Prozess ist es leider unausweichlich auf möglichst viele Informationen zurück zugreifen. Das gehört aus meiner Sicht genau in eine Gruppe wie diese hier.

    Ein Vorschlag meinerseits für den zukünftigen Umgang mit der Thematik:

    1. Vielleicht können die Moderatoren, Christinas Seite und Gruppe oben fest verlinken und „fest tackern“ :-), mit dem Hinweis, dass es dort weiter führende Infos zum Thema PML u.s.w. gibt.

    2. Wer hier zukünftig etwas direkt dazu posten will, „warnt“ einfach im ersten Satz mit Achtung PML Info oder so. Dann kann jeder frei entscheiden, ob er weiter lesen möchte oder es lässt.

    Danke fürs Lesen. Ich hoffe, jemand profitiert heute oder später von meinen Ausführungen. Falls ihr Fragen habt, scheut euch nicht, mich anzusprechen. Ich versuche, immer schnell und ausführlich zu antworten, kann allerdings nicht versprechen, dass das immer klappt 🙂

    Liebe Grüße
    Birgit
    Kopf hoch. Wir sitzen alle im selben Boot und sollten uns gegenseitig unterstützen 🙂

  9. Marie-Therese

    Liebe Birgit,

    nochmals 1000 Dank.

    Und ja, ich profitiere von Deinen Informationen, die du mir ganz speziell gibst. Alles Gute!

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