Basistherapie: Glatirameracetat oder ein Interferon?

«Copaxone (Glatirameracetat) ist bloß Zuckerwasser! Besser wir spritzen ihnen direkt etwas Wirksames – am besten ein Interferon der Marke XYZ®.» Offen gesagt, ich halte derartige Aussagen für dreist oder einfach bloß der Ahnungslosigkeit geschuldet.

Und das hat seine Gründe, denn die bisherigen Daten zeigen keine überzeugenden Unterschiede in der Wirksamkeit von Interferonen und Glatirameracetat (MS-Netz-Hamburg). Sehr wohl gibt es aber Unterschiede in den Nebenwirkungen und die sind gravierend.

Glatirameracetat ist vor allem nervig: Tägliches Pieksen, Hautreaktionen und irgendwann mal der sagenumwobene Flush – für die meisten Patienten ganz erträgliche Neben- wirkungen.

Anders die Interferone: Grippesymptome, mögliche Leberschäden und/oder Depressionen können die Behandlung zum unvergesslichen Erlebnis machen. Nicht nur die Lebensqualität nimmt oft ernsthaften Schaden.

Doch damit nicht genug, neuste Untersuchungen weisen daraufhin, dass die Interferone bei einem Drittel der Patienten den Krankheitsverlauf beschleunigen könnten (myelounge berichtete).

In Kenntnis dieser Informationen ist es mir rätselhaft, mit welcher Vehemenz allerorten ausgerechnet die Interferon-Präparate für die Früh- und Ersttherapie empfohlen werden. Womöglich veranstaltet Cop-Hersteller Teva einfach nicht genug gutbezahlte Anwendungsbeobachtungen? Mitlesende Neurologen mögen mich bitte eines Besseren belehren. Danke.

Eine ganz ähnlich Argumentation: Copaxone Still an Option for Many

15 Gedanken zu „Basistherapie: Glatirameracetat oder ein Interferon?

  1. schnuffy

    Also der Neurologe von meinem Mann hat ihm gleich Copayone empfohlen. Gerade weil das Zeug weniger Nebenwirkungen hat. Ich glaube aber wir haben mit dem Neurologen echt Glück.
    In der DMSG-zertifizierten Rehaeinrichtung allerdings lag nur Infomaterial von Interferon-Herstellern und auch die Ärzte dort versuchten uns beide zu überzeugen zu wechseln. Ohne wirkliche logische Argumente außer: „ja weil das alle zuerst nehmen“.

  2. Alex Wolfert

    Mir hat der Neuro sofort als erstes Copaxone angeraten.
    Eigentlich wollte ich Rebif (denke ist das Wirksamste wegen der hohen Dosis).

    Nach sehr viel Studium im Netz war ich überzeugt, das bei meinem leichten Verlauf in 12 Jahren (nur Sehen beeinträchtigt) Copaxone die erste Wahl ist.

    Ich bin jung und voll berufstätig, somit waren die Nebenwirkungen von Rebif die mein Leben stark einschränken würden, der Ausschlag Copaxone zu nehmen.

    Durch Copax keine Nebenwirkungen außer jucken an der Einstichstelle nach 2 Tagen….

    Kleine Anekdote: Hatte mir nach dem Sport zu tief in den Oberschenkel gespritz, voll in den Muskel, HÖLLENSCHMERZ !!!!! Einstichtiefe muß passen….

  3. Anne

    Also die cochrane collaboration hatte mal geschrieben, dass Copaxone keine Wirkung hat. Klar, die Beta-Interferone haben auch nur ein mäßige Wirkung. Aber da ich auch keine Lust auf tägliches Spritzen habe (und nicht von Hautreizungen übersät sein möchte), habe ich mich trotz der Nebenwirkungen für Rebif entschieden. Die Nebenwirkungen lassen ja meist auch nach einer Weile nach und mit einer Ibuprofen o.ä. kann man sie im Notfall auch umgehen.

    So richtig überzeugt bin ich zwar von keinem der verfügbaren Mittel, aber wenn Copaxone wirklich keine Wirkung hat, dann spare ich es mir lieber, meinen Körper zu durchlöchern.

  4. Alexander Otto

    @ Anne

    die Cochrane-Analyse habe ich auch noch im Hinterkopf, aber in drei aktuellen Studien – REGARD, BEYOND und BECOME – wurden unterschiedliche Beta-Interferon-Präparate sowie Copaxone miteinander verglichen. Im Verlauf der randomisierten Untersuchungen, in die insgesamt über 3000 Patienten mit schubförmig verlaufender MS involviert waren, konnte bei den Interferonen sowie bei Copaxone eine ähnlich „gute“ Wirksamkeit bezüglich der Zeit bis zum ersten Schub, der Schubraten sowie der Zahl aktiver Läsionen im ZNS festgestellt werden.

    Ich denke Copaxone ist im Wirkungsgrad mit den Interferonen vergleichbar. Ob der allerdings besonders hoch ist?

  5. Anne

    @ Alex

    Danke für den Hinweis. So ganz sicher bin ich bzgl. der Interferone übrigens doch nicht mehr…ich bin glücklicherweise nicht festgefahren in meiner Meinung und offen für Hinweise 😉

    Ich muss mir wohl noch einige Gedanken machen…das für und wieder abwägen und weiter meinen Weg suchen…

  6. schnuffy

    Mein Mann ist mittlerweile spritzenmüde und überlegt alles abzusetzen.
    Die Studien geben ja auch nicht viel her an Wirksamkeit. Ich habe aber noch bedenken.
    Bevor jetzt gemeckert wird 😉 ich mische sich nicht in seine Entscheidung ein! Das muss jeder selbst entscheiden. Ich steh zu ihm egal was er entscheidet.

  7. Alexander Otto

    Ahh Kommentöse mit Blog, sehr gut.

    Und hilft das Cop irgendwie?
    (Okay, dumme Frage)
    Grüße
    Alex

  8. schnuffy

    Kommentöse lol
    er spritzt Cop seit 2007. NW hat er keine bis auf gelegentlich einen Juckreiz. Der berühmte Flash ist bis jetzt *toitoitoi nicht aufgetreten.
    Ob es hilft ist schwierig zu sagen. Schübe hat er trotzdem gehabt. Aber vielleicht wären es mehr gewesen ohne?
    Besser gehts ihm seit wir umgezogen sind. Mehr Platz, mehr Ruhe und Natur pur.
    Zudem hat er sein Studium abgebrochen und damit einen RIESEN Streßfaktor beseitigt.
    Vielleicht liegt der momentane Stillstand der MS also eher an Umzug und Abbruch als an Cop.

  9. Alexander Otto

    Ob’s hilft kann euch niemand sagen. Das ist unser Dilemma.

    Übrigens ist der Flush harmlos. Wenn man weiß woher er kommt, ist er eher seltsam als erschreckend – Kinderkacke, also keine Panik.

    Grüße an den Mann
    Kommentöser

  10. schnuffy

    Ok das weiß man zwar aber haben muss man das ja trotzdem nicht 😉
    Vor allem wär ich dann wahrscheinlich panischer als er 🙂

  11. Alexander Otto

    Deswegen geht dein Mann dann auch aufs klo und macht die Tür zu. Du kriegst das gar nicht mit. Wetten.

  12. rdo

    Nach meinen Erfahrungen, 2 Jahre ohne, 5 Jahre Cop, 1 Jahr Tysabri und jetzt wieder 1.5 Jahre Cop muss ich sagen, dass sich meine Schubfrequenz eigentlich bis vor kurzem gar nicht geaendert hat. Die drei Schuebe, die ich ohne Therapie hatte, waren aber sehr heftig, die unter Medikamenten eher mild. Deswegen mag ich es persoenlich nicht drangeben.. auch wenn gerade das vielleicht reiner Zufall ist.

    Aktuell habe ich seit 18 Monaten Ruhe. So lange wie nie zuvor. Auch bei mir liegts wohl daran, dass ich mein Studium abgebrochen habe … die beste Entscheidung, die ich in den letzten 10 Jahren getroffen habe. Auch hier wohl weniger ein Erfolg der Therapie… von daher halte ich die Erklaerung je nach Verlauf fuer absolut plausibel.

    Das mit der Spritzmuedigkeit kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Die hatte ich vor dem ersten Abbruch, und aktuell auch wieder.. ich spritze eher so jeden zweiten Tag, ohne dadurch vermehrt Probleme zu spueren. Manche Aerzte geben sogar die Absolution fuer solche Entscheidungen, obwohl ich persoenlich da nicht nachgefragt habe. Vielleicht waere so etwas ja auch noch eine Option?

    Auf der anderen Seite ist natuerlich bei sowas zu bedenken, dass man sich mit der Spritzerei und womoeglich subtilen Nebenwirkungen rumplagt, ohne sich einen positiven Effekt zu erkaufen .. auf der anderen Seite weiss man es bei 100%iger Therapietreue ja eben genausowenig.

    Alles nicht einfach. 😉

  13. xaver

    mir wurde cop auch sofort nach dem 1. schub verordnet. dazwischen liegen nun schon 1,5 sorgenfreie jahre. ich könnte also zu frieden sein, wenn nicht diese tägl. spritzerei wäre.
    ich frage mich, wann denn nun endlich mal wieder etwas von der sagenumwobenen fumarsäure zu hören sein wird. diese schien mir recht sympatisch, keine spritzen und die ersten veröffentlichen studien verlauteten doch gute ergebnisse.
    wisst ihr hierzu mehr?

    alles gute xaver

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