Schlagwort-Archive: Krankenversicherung

Mogelpackung Vorkasse: Warnung vor Kostenfalle für gesetzlich Krankenversicherte

Wenn der Patient sich für die Vorkasse mit Kostenerstattung entscheidet, rechnet der Arzt jede einzelne erbrachte Leistung nach der privatärztlichen Gebührenordnung (GOÄ) mit 2,3-fachem Satz ab. Das bedeutet, der Arzt bekommt mehr als das Doppelte der bisherigen Einnahmen. Die Kasse darf dem Patienten bei Anwendung der Kostenerstattung aber nur den gesetzlich festgelegten Betrag erstatten. So entstehen hohe Differenzbeträge von mehr als 50 Prozent, auf denen der Verbraucher letztlich sitzen bleibt; via Gemeinsame Pressemitteilung von Sozialverband VdK Deutschland, Verbraucherzentrale Bundesverband und AOK-Bundesverband.
So blöde muss man erst mal sein.

Gilenya – herstellersubventionierter Absatz in den USA

Novartis zahlt Gilenya-Patienten in den USA den Selbstbehalt in Höhe von mehreren tausend Dollar, um Marktanteile zu gewinnen. Für Unversicherte und Unterversicherte läuft darüber hinaus ein zusätzliches Programm. Für amerikanische Patienten ist Gilenya so, im Gegensatz zu den älteren Therapien, praktisch gratis verfügbar. Für die Krankenversicherer wird’s dafür aber teurer: Nach Unternehmensangaben verkauft Novartis den Jahresbedarf eines Patienten für rund 48.000 US-Dollar an den Großhandel, alte Therapien liegen eher bei 30.000 US-Dollar im Jahr; via nzz.
Eine clevere Marketingstrategie mit sozialer Nebenwirkung: Die privaten Krankenversicherungen finanzieren armen Patienten über den Produktpreis die Therapie. Mein Vorschlag für Länder mit gesetzlicher KV: Liebe Novartussis, überweist uns einfach eine jährliche Kickback-Zahlung aufs Schweizer Nummernkonto. Eure Umsätze explodieren und der Bankenplatz Zürich profitiert – ab 9.000 US-Dollar bin ich dabei.

Aut idem: Austauschbarkeit von Interferonen

Betaferon® und Extavia® werden derzeit als Bioidenticals angesehen. Nach Ansicht der Krankenkassen ist ihr Austausch unproblematisch. Da die Anbieter allerdings stark unterschiedliche Applikationssysteme anbieten, dürften sich Handling-Probleme für viele Patienten ergeben, die eine Verordnung unter rein wirtschaftlichen Aspekten eher fragwürdig erscheinen lassen; via apothekenportal.
Für Antimotoriker sind alle CRAB-Darreichungen eine relative Zumutung.

Petitionsvorschlag

Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass der „Entwurf eines Gesetzes zur nachhaltigen und sozial ausgewogenen Finanzierung der Gesetzlichen Kranken- versicherung“ der Bundesregierung dahingehend geändert wird, dass die Einführung einkommensunabhängiger Zusatzbeiträge (Kopfpauschalen) für GKV-Mitglieder sowie das Einfrieren der Arbeitgeberbeiträge ausgeschlossen werden und stattdessen die vollständige paritätische Beitragsfinanzierung von Arbeitgebern und GKV-Mitgliedern hergestellt wird.
[… Zeichnungsbefehl]

MS-Medikamente im Arzneimittel-Report 2010 der Barmer GEK

BERLIN Am Mittwoch hat die mit 8,5 Millionen Versicherten größte gesetzliche Krankenversicherung ihren Arzneimittel-Report 2010 veröffentlicht. MS-Therapeutika dominieren das Ausgabevolumen weiterhin mit. Und Tysabri hat noch viel Luft nach oben:

Medikament Ausgaben in Euro Änderung zum Vorjahr #
Rebif (Interferon beta-1a) 44.023.324 Euro 13,73 Prozent 3
Copaxone (Glatirameracetat) 38.253.492 Euro 23,73 Prozent 4
Avonex (Interferon beta-1a) 36.997.742 Euro 12,00 Prozent 5
Betaferon (Interferon beta-1b) 34.143.966 Euro -2,53 Prozent 7
Tysabri (Natalizumab) 3.095.204 Euro 27,97 Prozent ?
Teamergebnis: 156,51 Millionen Euro
(# Platzierung)

Quelle: Barmer GEK Pressemitteilungen, Arzneimittel-Report 2010

Beihilfe zum Abrechnungsbetrug?

BERLIN (ddp) Den gesetzlichen Krankenkassen entsteht jährlich ein Schaden von bis zu 1,5 Milliarden Euro durch falsche Krankenhausabrechnungen. Und jetzt ratet mal, wer die Rechnungsprüfung der Krankenkassen weiter beschränken will? Genau, unser Herr Doktor Rösler: «Natürlich wird es ein Mindestmaß an Kontrollen immer geben müssen, aber das was wir jetzt haben ist eindeutig zuviel.»
[Sollte eine geprüfte Abrechnung versehentlich doch mal fehlerfrei sein, muss die Korinthenkacker-Kasse übrigens heute schon 300 Euro an das betroffene Krankenhaus zahlen. Aufwandsentschädigung muss ja sein.]

Absurdes Theater

Acht gesetzliche Krankenkassen verlangen Zusatzbeiträge. Buhrufe. Frau Merkel ist empört und das nichtzuständige Kartellamt will streng prüfen. Applaus. Acht Euro sind doch allzu offensichtlich nur der nackten Gier (tv-bekannt) geschuldet. Trotz Kanzlerinnenrüge reibt sich da der Udo-Jürgens-Fan die ruhigen Händchen. Kein Handlungsbedarf, bei Beitragserhebung werden ihm nun neun Millionen Datensätze angelegt, der Rest demnächst. Infrastruktur und Kostendruck, die wachsen tüchtig weiter. Ergo Kopfpauschale. Das Publikum tobt. Vorhang. Nächster Akt.